Ganz gewiss stand die Muse Patin bei der Geburt des Carl Philipp Christian von Gontard (1731-1791). Denn im ganzen Leben des Sprösslings einer Hugenottenfamilie sollte sich (fast) alles um schöne Künste, anmutige Bewegungen und gefällige Linien drehen.
Musik und Tanz gehörte Gontards Herz zuallererst. Sein Vater war Ballettmeister am Hofe des Markgrafen Friedrich in Bayreuth.
Als Jugendlicher absolvierte Gontard eine Ballettausbildung und beerbte schließlich seinen alten Herrn als Ballettmeister.
Doch schon begann eine neue Leidenschaft in seiner Brust zu brennen: die Architektur. Der Bayreuther Hofbaumeister Joseph Saint-Pierre (1709-1754) erkannte das außergewöhnliche Talent des jungen Mannes und förderte es nach Kräften. Gontard durfte die Kunst des Bauens an der renommierten École des Arts in Paris studieren. Anschließend konnte er seinen architektonischen Horizont während einer ausgedehnten Reise durch Frankreich und Italien erweitern.
Zurück in Bayreuth erarbeitete sich Gontard rasch einen ausgezeichneten Ruf als Architekt. Er wurde Hofbaumeister, später dann Professor für Baukunst und Perspektive an der Bayreuther Akademie der Künste.
Preußischer Hofbaumeister unter Friedrich dem Großen
Als nach dem Tod des Markgrafen unter dessen Nachfolger die einst üppig fließenden Baugelder versiegten, kam Gontard der Ruf des Alten Fritz nach Potsdam gerade recht. Der Preußenkönig hatte große Ambitionen, wollte er aus dem rückständigen Berlin und dem noch viel provinzielleren Potsdam doch endlich zwei moderne und repräsentative Residenzen machen. Er bot Gontard einen Job als Hofbaumeister an und lockte mit einer prallen und weit geöffneten Schatulle. Gontard griff zu und nahm seinen Schüler aus Bayreuther Zeiten, Georg Christian Unger (1743-1799), gleich mit ins Brandenburgische.
Das Baumeistergespann erfüllte die hohen Erwartungen des Regenten. Unzählige Bauten – Paläste, Triumphbögen, Kolonaden, öffentliche Gebäude, Wohnhäuser – setzten die beiden in den märkischen Sand. Sie gaben Berlin und Potsdam ein neues Gesicht.
Die friderizianische Neugestaltung von Berlin und Potsdam
In beiden Städten schufen sie architektonische Ikonen. Dazu zählen die pompösen Ungers großer Wurf – die Hiller-Brandtschen Häuser zu Potsdam (1769, Unger) und das römisch inspirierte Brandenburger Tor in Potsdam (1770, Gontard/Unger), aber auch das barocke Große Militärwaisenhaus ebendort (1773, Gontard), die Turmbauten des Deutschen und Französischen Doms am Gendarmenmarkt (1780-1785, Gontard/Unger) oder der klassizistische Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten (1787-1793 Gontard, vollendet von Carl Langhans).
Vor allem aber ersetzten Gontard, Unger und Co. viele der ländlich oder bestenfalls kleinstädtisch wirkenden Häuschen an Hauptstraßen und –plätzen durch Neubauten mit repräsentativen Fassaden. Dabei vervollkommneten sie den gerade für Potsdam so typische Gebäudetypus des Bürgerpalais: Zur Straßenseite hin schuf eine stattliche, manchmal sogar prunkvolle, oft gar nach direkten Vorgaben Friedrichs des Großen gestaltete Fassade für das gewünschte städtische Flair. Hinter dem glänzenden Antlitz verbarg sich dagegen oft profanes groß- oder kleinbürgerliches Wohnhaus.
Gontard allein realisierte eine halbe Hundertschaft solcher Bürgerpalais in Potsdam, von denen einige bis heute erhalten geblieben ist. Das 1776 errichtete, in der Yorkstraße direkt am wiederhergestellten Stadtkanal gelegene Brockessche Palais zum Beispiel wird gerade aufwändig saniert.
Das Gontard-Palais in der Dortustraße
Bis 2017 soll ein weiteres dieser Gontard-Wohnhäuser wieder zum Leben erweckt werden. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude befindet sich zwischen Havel und Breiter Straße am kurzen (südlichen) Ende der Dortustraße. Auch hier verlief einst der der Stadtkanal direkt vor der Haustür. Wie in der Yorkstraße bereits geschehen soll der alte Wasserweg auch in der Dortustraße wieder freigelegt werden. Ursprünglich als bürgerliches Wohngebäude errichtet, diente dieser Gontard-Palais schon seit Mitte des 19.Jahrhunderts als Schulhaus. Ab 1920 beherbergte es die Albert-Einstein-Volkshochschule. Nach dem Auszug der Bildungseinrichtung vor zwei Jahren steht das Gebäude leer.
Unbeachtete Schönheit
Nähert sich ein Spaziergänge vom Stadtschloss kommend über die Breite Straße der Dortustraße, fällt ihm der Gontard-Palais zunächst kaum ins Auge, obwohl das rund 250 Jahre alte Bauwerk annähernd die gleichen eindrucksvollen Außenmaße besitzt wie das nun wirklich nicht zu übersehende Brockessche Palais. Aber an der Kreuzung Breite Straße/Dortustraße reklamieren eben das imposante Militärwaisenhaus (Nordseite) und die bunte, palastartige Fassade der Hiller-Brandtschen Häuser (Südseite) die volle Aufmerksamkeit für sich.
Vielleicht auf den zweiten oder wahrscheinlich gar erst dritten Blick wird der Spaziergänger den langgestreckten, dreigeschossigen Bau wahrnehmen. Sein schlichtes Äußeres wirkt im Gegensatz zur überladenen Pracht der benachbarten Hiller-Brandtschen Häuser geradezu spartanisch. Doch nimmt jener Spaziergänger sich die Zeit und schaut genauer hin, erspäht er womöglich die feine Gliederung der insgesamt 17achsigen frühklassizistischen Fassade, sieht wie ein sich hauchzart abhebender, dreiachsiger Mittelrisalit sie symmetrisch teilt, entdeckt die feinen Pilaster, die die Achsen des Mittel- und der Seitenrisalite trennt. Er mag die horizontale Struktur erkennen, den Sockelsims, die akkurate Putzbänderung im Erdgeschoss, den doppelten Gurtsims zwischen Erd- und erstem Obergeschoss, die drei prägnanten Bänder aus hohen Kastenfenstern, den schmalen Dachsims, das hohe, noch seiner drei Fledermausgauben beraubte Dach. Kein Zweifel mehr, das ist ein echter Gontard.
Wohnen im Gontard-Palais
Das Mauerblümchen-Dasein des Gontard-Palais im Schatten der benachbarten Monumentalbauten hat bald ein Ende. Bis Ende 2017 wird das leerstehende Gebäude umfassend saniert und denkmalgerecht restauriert. Dann wird nicht nur sein Äußeres wieder in ursprünglicher Schönheit erstrahlen, sondern auch das Innere zu einem zeitgemäßen, modernen Wohnhaus umgebaut sein. Insgesamt entstehen im Gontard-Palais in der Dotusstraße 23 komfortabel Zwei- bis Drei-Zimmer-Apartments mit 46 bis 98 Quadratmetern Wohnfläche.
Alle Einheiten werden als Eigentumswohnungen zum Kauf angeboten. Der Kaufpreise bewegen sich zwischen 230.000 und 487.000 Euro. Das entspricht rund 5.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, das ist ein wahrscheinlich der zentralen Lage und hohen Nachfrage entsprechend angemessener und dennoch überaus stolzer Betrag. Erwerber –Selbstnutzer oder Kapitalanleger – können allerdings voraussichtlich rund 60 % des Kaufpreises als Erläuterung Denkmal-AfA steuerlich geltend machen. Für Kapitalanleger interessant: der Bauträger erwartet im Falle der Vermietung Nettokaltmieten von 10 – 12 Euro pro Quadratmeter.
Infos zum Projekt
Wer weitere mehr über das Projekt und/oder die Apartments im Gontard-Palais in der Dortustraße (z.B. Wohnungsgrundrisse, Kaufpreise, Verfügbarkeit etc.) wissen möchte, kann diese Informationen über den nachfolgenden Button anfordern.
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