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Bis dahin hatte sich an der ursprünglichen Gestalt des Hauses nichts verändert. In den vier Jahrzehnten, in denen sich das Gut in seinem Besitz befand, hatte Albrecht stets nur das Nötigste in Erhalt und Pflege der Gebäude investiert. Der Innenausbau des Herrenhauses blieb auch weiterhin unvollendet. Und noch immer lagerten im Zwischengeschoss und im Turm vergammelte Losabschnitte des einstigen Lotteriedirektors Grothe.
Die Baustelle des Kriegsministers
Am 31. August 1868 wurde Albrecht Theodor Emil Roon (1803-1879) neuer Schlossherr von Güterglotz. Als preußischer Kriegs- und Marineminister war von Roon vor allem von der optimalen Lage das Anwesen zwischen den Residenzstädten Berlin und Potsdam begeistert. Schockiert zeigte er sich aber vom Zustand der Gebäude, als er nach der Übernahme das Anwesen erstmals genauer inspizierte. Sofort gab er die Erneuerung von Schloss und Park in Auftrag. Ein namentlich nicht bekannter Architekt stülpte die Insignien der französichen Neorenaissance – um 1870 gerade en vogue bei den Reichen und Schönen – über Gillys schlichtes Design: An die Stelle der ursprünglichen Turmkuppel wurde ein hoher turmartiger, in einem geschwungenem Pyramidendach auslaufenden Aufbau gesetzt und in die Dachflächen wurden Lukarne, diese winzigen, typisch französischen Zwerchhäuser, eingebaut. Die beiden Seitenflügel erhöhte man etwas und versah sie mit je einem stumpfen Turmansatz. Horizontale Quaderstrukturen gliederten die ehemals völlig glatten Fassaden des Hauptgebäude.
Viel Zeit sollte auch von Roon – 1871 aufgrund seiner Verdienste im Rahmen des Frankreich-Krieges und der Reichseinigung in den Grafenstand erhoben – nicht auf Gütergotz verbringen. Die hohen beruflichen Belastungen – insbesondere auch während seiner kurzen Zeit als preußischer Ministerpräsident (Januar bis November 1873) setzten ihm gesundheitlich so stark zu, dass er alle Ämter aufgab und sich auf sein Anwesen bei Görlitz zurückzog. Damit benötigte er sein Schloss in Gütergotz nicht mehr und verkaufte es Ende 1873 an den Bankier Gerson von Bleichröder (1822-1893).
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