August Friedrich Grothe genoss das mondäne Leben. Er schätzte prunkvolle Gesellschaften in Berlin und liebte die Jagd, besonders die Hetzjagden zu Pferde, mit geifernder Hundemeute. Er träumte von einem eigenen Landgut, um seiner Passion zu frönen. Standesgemäß sollte es aber schon sein, ein kleines Landschlösschen wäre genau das Richtige. Aber da haperte es an den nötigen Talern in Grothes Geldbeutel. Er hatte zwar nicht unvermögend geheiratet – seine Frau Eleonore Albertine war eine Tochter des Hofrates Derling, der den Gesundbrunnen nördlich Berlins erfolgreich betrieb. Doch für die Verwirklichung seiner Schlossphantasien reichten seine Mittel nicht. Noch nicht.
Grothe arbeitete im Lotterie-Geschäft. Hier hatte er seine berufliche Laufbahn als Privatsekretär eines preußischen Lotteriepächters begonnen. Zielstrebig erklomm er die Karriereleiter, wurde schließlich Direktor aller Lotterien im Königreich Preußen und später gar zum Geheimen Oberfinanz-, Kriegs- und Domainen-Rath ernannt. Dann geschah das Unfassbare: der Lotterie-Chef hatte tatsächlich selbst das „große Loos“ gezogen. „Nachtigall, ick hör dir trapsen!“ kommentierten viele Berliner dieses „Glück“. Dem frischbackenen „Lottomillionär“ war das egal. Jetzt verfügte er endlich über das Geld, um seinem Luftschloss Leben einzuhauchen.
Fehlte nur noch die passende Immobilie. 1803 wurde Grothe östlich von Potsdam fündig: im Tausch gegen seinen Anteil am Rittergut Rudow erwarb er das Rittergut Güterfelde, das damals noch Gütergotz hieß. Dort gab es zwar weder herrschaftliches Herrenhaus noch Schloss, aber die Lage war perfekt: schnell erreichbar von Berlin und Potsdam, wo der Herr Geheimrath seinen Geschäften nachging, und direkt vor der Tür die Parforceheide – ein von den preußischen Königen angelegtes, üppig bewaldetes Jagdgebiet. Für sein neues Domizil war Grothe das Beste gerade gut genug: mit dem Bau seines Traumschlosses beauftragte er einen der Stararchitekten jener Zeit: David Gilly (1748-1808).
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